Berufsschullehrerverband fordert Doppel-Wumms für die Berufsbildner
Der Lehrkräftemangel an berufsbildenden Schulen in Niedersachsen ist kein neues Phänomen. Er besteht schon seit über 10 Jahren und ist dem Kultusministerium auch seit dieser Zeit bekannt.
Der Lehrkräftemangel an berufsbildenden Schulen in Niedersachsen ist kein neues Phänomen. Er besteht schon seit über 10 Jahren und ist dem Kultusministerium auch seit dieser Zeit bekannt. Eine Unterrichtsversorgung von durchschnittlich 90% an den berufsbildenden Schulen (BBSen) ist leider der Alltag, meint der stellvertretende Landesvorsitzende des Berufsschullehrerverbands Niedersachsen Sven Höflich. Er begrüßt die von der ständigen wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) angestoßene Debatte um den Lehrkräftemangel.
Allerdings kritisiert Höflich die Empfehlungen der SWK zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel scharf: Größere Klassen, höhere Unterrichtsverpflichtung, Einschränkung der Teilzeit, Anpassung des Ruhestandseintritts – all das sei für die Berufsbildner wie ein „Schlag ins Gesicht“. Man könne doch Lehrkräften, die – bildlich gesprochen – schon seit Jahren am Limit arbeiten, nicht sagen, dass sie die nächsten 20 Jahre noch mehr leisten müssten. Ein solches Vorgehen würde das System weiter destabilisieren und am Ende nur Verlierer produzieren.
Das Kultusministerium hat diese Überbelastung der Kollegien durchaus eingesehen und ist sowohl im „Forum eigenständige Schule“ als auch in der „Arbeitsgemeinschaft BBS Personal- Management“ in Gespräche mit den an beruflicher Bildung beteiligten Verbände eingetreten und hat mit diesen entsprechende Entlastungen vereinbart – diese allerdings bisher nicht umgesetzt. Dass vor diesem Hintergrund die Lehrkräfte nunmehr jedoch gemäß der SWK-Empfehlung noch weiter belastet werden sollen, macht uns fassungslos.
Aus der Sicht des Berufsschullehrerverbandes müssen dringend multiprofessionelle Teams - bestehend aus nicht lehrendem Personal - an den berufsbildenden Schulen etabliert werden.
Diese Teams bestehend aus Fachkräften für die Schulsozialarbeit, Mitarbeiter:innen für die pädagogische Unterstützung, Schulassistenten für die digitale Transformation und Verwaltungslehrkräften würden die Kollegien der 130 BBsen in Niedersachsen deutlich entlasten, die dann auch wieder mehr unterrichten könnten.
Sven Höflich fordert zudem „einen Doppel-Wumms“ bei der Nachwuchskräftegewinnung. Kultus- und Wissenschaftsministerium müssten hier endlich eine Bildungsinitiative wie Ende der 60iger Jahre starten. Die regionalen Kompetenzzentren (berufsbildende Schulen) müssen weiterhin ein Ort sein, an dem junge Menschen in Vielfalt ihre Zukunft gestalten können. Gute Bildung kostet viel Geld, ist aber auch das Fundament unserer Wirtschaft und unserer Demokratie.
Sven Höflich
Stellvertretender Landesvorsitzender des BLVN